Deutscher Gewerkschaftsbund

23.07.2014

Sklavenhaltung in Dresden

Unhaltbare Zustände auf einer Baustelle in der Oederaner Straße

Gegen die Ausbeutung von bulgarischen und griechischen Arbeitern mitten in Dresden machten gestern Mitglieder der griechischen Gemeinde unterstützt vom Ausländerbeirat aufmerksam. In einer kleinen Aktion direkt vor der Baustelle auf der Oederaner Straße versammelten sie sich und berichteten über die unhaltbaren Zustände.

 

Originaltext der Griechischen Gemeinde Dresden e.V. vom 22. Juli 2014

„Seit einigen Monaten erleben wir die extreme Ausbeutung von ca. 40 bulgarischen und zeitweise griechischen Arbeitnehmern in der Baustelle Oederaner Straße 13-19 in Dresden, die uns um Unterstützung gebeten haben. In der Baustelle herrschen elende Arbeits- und Wohnbedingungen, Mangel von elementaren Arbeitsschutzmaßnahmen, verspätete und ausbleibende Lohnzahlungen, Willkür und Einschüchterungspraktiken  seitens des Arbeitgebers.

Die Lohnzahlungen erfolgen abschlagsweise in immer rarer werdenden Intervallen,zuletzt jeweils um die 15 oder sogar 5 Euro pro Person, mit der Ausrede, dassZahlungen seitens der Bauherren ausblieben, oder dass Ausrüstungen gekauftwerden müssen,    oder sogar dass die Geldautomaten in der Nähe nicht richtigfunktionierten!

Die Willkür des Arbeitgebers kennt keine Grenzen: eine übliche Praxis ist dieAnordnung von Strafzahlungen, als z.B. ein  Arbeiter mangels Arbeitsschutzmaßnahmen vom 4. auf das 3. Stockwerk stürzte, 80 € zahlen sollte, weil dabei eineGipskartonplatte zu Bruch kam!

Berechtigte Lohnforderungen der Arbeitnehmer, damit sie sich zumindest ernährenkönnen, werden mit dreisten Sprüchen beantwortet, wie "Ihr sollt zur Essensküchegehen! oder "Wer will, kann die Baustelle verlassen es gibt genug Hungrige inBulgarien, die nachkommen wollen".

Die Einschüchterungsversuche nahmen noch größere Dimensionen am 19. Juli an,nachdem Helfer des Arbeitgebers einen Arbeitnehmer in der Baustelle zusammengeschlagen haben, so dass er im Krankenhaus versorgt werden musste. Am gleichen Abend kamen Schläger aus Regensburg, versuchten in die Wohnung einesjungen Griechen einzudringen, der zusammen mit anderen sich für die Rechte derArbeitnehmer der Baustelle einsetzt. Die überlegte Haltung der  jungen Menschen,die sich im Wohnhaus aufhielten, verhinderte die Gewaltausübung seitens dieserSchläger.

Wir verurteilen diese Situation und die Einschüchterungsversuche gegen die Arbeitnehmer und die Menschen, die sie unterstützen. Für solche Zustände und Praktiken darf es keinen Platz in der Gesellschaft geben!“

 

Aufgedeckt wurden diese Missstände, weil sich ein junger griechischer Bauarbeiter, der mittlerweile nicht mehr auf der Baustelle arbeitet, hilfesuchend an die Griechische Gemeinde in Dresden gewandt hat. Er ist aktuell der Einzige unter den Betroffenen, der sich offen gegen diese Zustände zur Wehr setzt. Die noch auf der Baustelle beschäftigten Arbeiter sind durch die Repressionsmaßnahmen ihres Arbeitgebers offensichtlich so eingeschüchtert, dass sie sich gestern nicht trauten, an der Aktion der Griechischen Gemeinde teilzunehmen.

Frank Kunze von der Gewerkschaft IG BAU, der gestern ebenfalls vor Ort war, klärte über die vorhandenen rechtlichen Möglichkeiten auf und stellte klar, dass auch für ausländische Arbeitnehmer die gleichen Bedingungen zu gelten haben wie für ihre deutschen Kollegen. Unter anderem gehört dazu ein Mindestlohn in der Baubranche von 10,50 Euro pro Stunde.

Er berichtete ebenfalls, dass er die Situation gestern der Oberbürgermeisterin Helma Orosz per Mail geschildert hat. Eine Antwort von ihr steht derzeit noch aus.


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